Tipps zur Umsetzung der gewaltfreien Kommunikation mit Kleinkindern

Gewaltfreie Kommunikation, kurz GfK, kann Konfliktsituationen vorbeugen. Sie trägt zu einem harmonischen Umgang bei. GfK hilft dabei, Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen und Wünsche zu formulieren. Diese Art der Kommunikation wirkt sich positiv auf die Beziehungen zu den Mitmenschen, insbesondere Kindern, aus. Doch wie funktioniert die gewaltfreie Kommunikation mit Kleinkindern? Die folgenden Tipps und Tricks unterstützen Dich in der Umsetzung.

Die Bedeutung von gewaltfreier Kommunikation

Das Prinzip der gewaltfreien Kommunikation stammt von Dr. Marshall B. Rosenberg. Sie sollte der konstruktiven Lösung von Konflikten dienen.
In der Zwischenzeit wurde dieses Prinzip erweitert und hilft den Menschen, sich respektvoll auszudrücken und ihren Gesprächspartnern aufmerksam zuzuhören. Die Anwendung von GfK setzt die Bedingung voraus, sich selbst zu reflektieren und die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle wahrzunehmen. Sie trägt zu einem bewussteren Umgang mit sich selbst sowie den Mitmenschen bei.

Gewaltfreie Kommunikation mit Kleinkindern

Nicht selten kommt es vor, dass Eltern im Umgang mit ihren Kindern beleidigend und vorwurfsvoll reagieren. So wie sie mit ihren Kindern sprechen, würden sie normalerweise nicht mit einem anderen Erwachsenen sprechen. Oft ist diese Art der verletzenden Kommunikation durch die eigenen Eltern anerzogen und es ist schwer, dieser verbalen Routine zu entkommen.

Durch die Anwendung der gewaltfreien Kommunikation mit Kleinkindern lernen Eltern und Kinder, liebevoll miteinander zu kommunizieren. Daraus resultieren eine enge Verbindung und neues Vertrauen.
Kinder profitieren von der GfK, denn sie fühlen sich wertgeschätzt, gesehen und ernstgenommen. Strafen und Anschuldigungen verletzen kleine Kinderseelen.
In Gefahrensituationen oder wenn Dein Kind einem anderen Kind wehtut, musst Du jedoch sofort handeln. Anschließend kannst Du die Situation gewaltfrei erklären.

Gewaltfreie Kommunikation in vier Schritten

GfK wird in vier Schritten umgesetzt: Beobachten, Gefühl, Bedürfnis, Bitte

1. Zunächst wird die Situation ohne jegliche Wertung geschildert, lediglich so wie Du sie beobachtest. Das Ausdrücken der Beobachtung sollte zeitnah zur erlebten Situation geschehen und leicht verständlich formuliert werden. Es ist nicht immer einfach, die Situationen, die Dich verärgern, wertfrei zu beschreiben. Insbesondere in Stressmomenten fallen wir in alte Muster zurück und reagieren aus der Routine heraus. Das ist normal und auch in Ordnung. Je öfter Du nach dem Prinzip der gewaltfreien Kommunikation handelst, desto leichter wird es Dir fallen.

Eine Situation könnte wie folgt beschrieben werden:
„Ich sehe, dass Deine Kleidung auf dem Boden verteilt liegt.“

2. Anschließend äußerst Du Deine Gefühl über die aktuelle Situation. Voraussetzung hierfür ist, dass Du Deine Gefühle erkennen und aussprechen kannst. Vor allem wenn man selbst als Kind nicht gelernt hat, seine Gefühle zu benennen oder die eigenen Gefühle von den Eltern nicht ernstgenommen wurden, ist es schwer, diese auszudrücken. Das Ausdrücken von Gefühlen bringt unser Inneres zum Vorschein und lässt uns verletzlich sein. Dennoch lohnt es sich, denn nur so hat unser Gegenüber die Chance, zu verstehen.

Ein Gefühl zur oben geschilderten Situation kann so ausgedrückt werden:
„Ich bin verärgert darüber, …“

3. Drücke Dein Bedürfnis aus, nachdem Du Dir darüber klargeworden bist, was Dich tatsächlich verärgert hat. Auch das Verstehen des eigenen Bedürfnisses hinter den Gefühlen braucht Übung und Selbstreflektion. Du kannst dich beispielweise fragen „Was genau brauche ich gerade? Was stört mich an der Situation?“ Wichtig ist, dass Du auf Dich und Deine Bedürfnisse eingehst, weil Dein Gegenüber andere Bedürfnisse hat und Deine eventuell gerade nicht sieht.

Du kannst dein Bedürfnis einfach wie folgt erklären:
„…weil die saubere Kleidung dreckig wird und ich sie waschen muss.“

4. Zum Schluss formulierst Du eine Bitte. Nachdem Du die Konfliktsituation für Deinen Gesprächspartner veranschaulicht hast, kann dieser die Problematik besser verstehen und Deiner Bitte eher nachgehen. Selbst junge Kinder können eine kindgerechte Erklärung der Problematik bereits verstehen. Die gewaltfreie Kommunikation macht es wahrscheinlicher, dass Deiner Bitte entsprochen wird. Außerdem ist es hilfreich, den Gegenüber über den Zeitpunkt des Ausführens der Bitte entscheiden zu lassen.

Die Bitte könnte so lauten:
„Würdest Du die Kleidung bitte wieder in Deinen Kleiderschrank räumen?“

Eine Bitte schließt ein „Nein“ als Antwort nicht aus

Du solltest jedoch darauf vorbereitet sein, dass Dein Kleinkind mit „Nein“ antwortet, weil es gerade seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen möchte. Es spielt eventuell gerade ausgelassen oder hat einfach keine Lust. Ein „Nein“ kann wütend machen. Behalte im Hinterkopf, warum Du Dich für die gewaltfreie Kommunikation entschieden hast.
Spürst Du aufkommende Wut, empfiehlt es sich, aus der Situation zu gehen und es später erneut zu versuchen. Versetze Dich in Dein Kind und zeige ihm, dass Du seine Bedürfnisse siehst. Das könnte wie folgt aussehen:

„Ich sehe, dass Du mit den Bauklötzen baust. Du hast keine Lust aufzuräumen, da Du lieber weiterspielen möchtest.“

Auf diese Weise merkt dein Kind, dass auch Du es verstehst und es ist leichter, eine gemeinsame Lösung zu finden. Beispielsweise kann Dein Kind erst zuende bauen und danach aufräumen.

Die gewaltfreie Kommunikation ist eine wunderbare Lösung, die Kommunikation in der Familie liebevoller zu gestalten und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder wahrzunehmen. Die Umsetzung ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich.